Donnerstag, 9. Juli 2009
Wandeln auf alten Pfaden
Hurra, da bin ich wieder und hurra, ich bin wieder beim Thema: Wieso verdammt fällt es mir so schwer, wirklich die Kontrolle abzugeben?
Ich habe da eine höhere Macht, von der ich weiß, dass sie mir nur Gutes will und ich weiß, wie verloren ich allein bin. Und doch ignoriere ich sie. Und versuche, mich allein zu kontrollieren. Und scheitere. Wie oft werde ich diese Erfahrung noch machen müssen bis ich endlich einsehe, dass ich Hilfe annehmen (und vor allem erst einmal darum bitten) muss? Ich scheine in einer kleinen Ecke meines Herzens oder meines Verstandes noch immer zu glauben, dass ich mein bester Ratgeber bin und dass ich niemanden brauche. Ironisch, denn ich sehe, wie ich wieder abgleite ins Essen ohne eine Führung der ich mich anvertrauen kann. Meine Sucht ist stark und wenn ich nicht aufpasse, lacht sie sich ganz schnell wieder ins Fäustchen.
Was tue ich also? Das Programm von Overeaters Anonymous empfiehlt, den Weg für die höhere Macht freizuschaufeln, indem man Inventur schreibt. Das Schreiben soll die Erkenntnis bringen, wo die eigenen Blockaden, Ängste und Wutgefühle liegen, die einen von der Genesung abhalten. Ich glaube, dass das funktioneren kann (mein OA-Meeting hat gleich ein Dutzend lebendige Beispiele dafür, dass es funktioniert). Trotzdem drücke ich mich einmal mehr vor der Arbeit. Ich habe manchmal die Befürchtung, dass ich gefühlsmäßig eigentlich noch nicht viel weiter bin als im März. Ich habe einige Erkenntnisse über mich gewonnen in den wenigen Stunden, in denen ich tatsächlich Inventur gemacht habe und weiß deshalb zum Beispiel, dass ich unglaublich stark nach Anerkennung giere. Ich will viel mehr gemocht und bewundert werden als ich mir das je eingestanden habe und frage mich, woher das kommt. Ich weiß, ich bin recht attraktiv, ich habe Witz und Charme und Köpfchen. Habe ich das nur, damit alle mich mögen? ich bin wirklich erstaunt darüber, wie sehr ich danach strebe, wohlgelitten zu sein. Und das, obwohl ich immer sehr viel Rückhalt von meinen Eltern hatte, die mir immer gesagt haben, wie toll ich bin. Vielleicht möchte ich das mein ganzes Leben lang, weil ich es so gewohnt bin... Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, wie sehr mich diese Motivation treibt und wie sehr sie mir auch schadet wenn ich das Gefühl habe, nicht die beste Freundin/vertrauenswürdigste Person/schlauste Ratgeberin/erfolgreichste Studentin/liebenswerteste Partnerin zu sein. Chrsitina Aguilera hat mal in "Beautiful" gesungen: "I am beautiful, in every single way. Words can bring me down." Genauso fühle ich mich. Toll, bis irgendein dahergelaufener Idiot mir vermittelt, dass er mich, meinen Körper oder meine Leistungen nicht schätzt. Sehr aufreibende Art, sich wohlfühlen zu wollen.
Ich muss weiter an meiner Inventur schreiben, um noch mehr solche Motive zu finden und sie irgendwann loslassen zu können. Und ich muss mir dabei Hilfe holen. Nicht rumheulen, machen.
In diesem Sinne, ich muss los.

MissInterpret

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