Samstag, 2. Oktober 2010
Phoenix from the flames
missinterpret, 16:18h
Ein Dreivierteljahr Stille hier auf Fressgewohnheiten, das sich ziemlich exakt mit meinen Diplomprüfungen und dem Schreiben meiner Diplomarbeit deckt. MissInterpret ist jetzt Absolventin und auf der Suche nach zwei Dingen: Einem Job und geistiger Gesundheit.
Die Chancen auf Ersteres sehen gar nicht schlecht aus, die Chancen auf Letzteres hängen in der Luft. Die letzten 9 Monate waren die reinste Ochsentour: Vier schriftliche und zwei mündliche Prüfungen und direkt im Anschluss die 80-seitige Diplomarbeit. Es gab so viele Tage an denen ich morgens einfach nicht mehr aufstehen wollte und Tage, die ich komplett damit zugebracht habe, so zu tun als hätte ich nicht zu lernen/schreiben. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie ich mir selbst das Leben schwer mache. Ich frage mich nicht zum ersten Mal, weshalb ich mir das antue - brauche ich den Leidensdruck? Gut möglich.
Es ist bekannt von allen möglichen Formen der Sucht, dass die Betroffenen erst das Gefühl haben müssen, es ginge gar nicht mehr weiter bevor sie bereit werden, sich zu ändern. Ich hatte dieses Gefühl in den letzten Monaten. Aber es ging trotzdem weiter. Die Prüfungen sind gemeistert, die Diplomarbeit abgegeben und während ich dies schreibe verspüre ich das enorme Verlangen, in den nahegelegenen Supermarkt zu laufen und mir alles zu kaufen, was jemand mit meinen Körpermaßen und Cholesterinwerten nicht essen sollte: Eis, Kuchen, Schokolade...
Ich bin machtlos diesem Gefühl gegenüber und es ist lebenswichtig für mich, dass ich die nicht länger glaube, ich könnte das Problem aussitzen oder allein lösen. Ich kann es nicht allein. Ich hätte aktuell Zeit, in eine psychosomatische Klinik zu gehen. Meine neue Stelle werde ich wohl erst zu Beginn des neuen Jahres antreten und bis dahin habe ich zwar Termine, aber keine, die sich nicht aufschieben ließen. Trotzdem schrecke ich davor zurück. Klinik. Obwohl ich es von Besuchen bei zeitweise dort untergekommenen Freunden besser weiß, habe ich unglaublich große Vorbehalte gegen die Idee. Ich bin tatsächlich so überheblich, zu denken, dass all die anderen Patienten dort bekloppt sind und ich nicht. Ich will nicht zu diesen lebensunfähigen, bemitleidenswerten Leuten gehören, die in Kliniken gehen. Wow, das hört sich genauso böse an wie ich es empfinde.
Aber natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass ich dort lernen könnte, nicht mehr fressen zu wollen. Denn Fakt ist: Ich will nicht für immer aufhören, Süßes in mich reinzustopfen. Ich will (und es ist mir gleichzeitig völlig klar, was für ein totaler Schwachsinn das ist) weiterfressen aber keine negativen Auswirkungen davon zu spüren bekommen. Das ist, was alle noch nicht genesenen Ess-Süchtigen wollen. Also, wie es die Amerikaner so schön sagen: Back to square one.
Die Chancen auf Ersteres sehen gar nicht schlecht aus, die Chancen auf Letzteres hängen in der Luft. Die letzten 9 Monate waren die reinste Ochsentour: Vier schriftliche und zwei mündliche Prüfungen und direkt im Anschluss die 80-seitige Diplomarbeit. Es gab so viele Tage an denen ich morgens einfach nicht mehr aufstehen wollte und Tage, die ich komplett damit zugebracht habe, so zu tun als hätte ich nicht zu lernen/schreiben. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie ich mir selbst das Leben schwer mache. Ich frage mich nicht zum ersten Mal, weshalb ich mir das antue - brauche ich den Leidensdruck? Gut möglich.
Es ist bekannt von allen möglichen Formen der Sucht, dass die Betroffenen erst das Gefühl haben müssen, es ginge gar nicht mehr weiter bevor sie bereit werden, sich zu ändern. Ich hatte dieses Gefühl in den letzten Monaten. Aber es ging trotzdem weiter. Die Prüfungen sind gemeistert, die Diplomarbeit abgegeben und während ich dies schreibe verspüre ich das enorme Verlangen, in den nahegelegenen Supermarkt zu laufen und mir alles zu kaufen, was jemand mit meinen Körpermaßen und Cholesterinwerten nicht essen sollte: Eis, Kuchen, Schokolade...
Ich bin machtlos diesem Gefühl gegenüber und es ist lebenswichtig für mich, dass ich die nicht länger glaube, ich könnte das Problem aussitzen oder allein lösen. Ich kann es nicht allein. Ich hätte aktuell Zeit, in eine psychosomatische Klinik zu gehen. Meine neue Stelle werde ich wohl erst zu Beginn des neuen Jahres antreten und bis dahin habe ich zwar Termine, aber keine, die sich nicht aufschieben ließen. Trotzdem schrecke ich davor zurück. Klinik. Obwohl ich es von Besuchen bei zeitweise dort untergekommenen Freunden besser weiß, habe ich unglaublich große Vorbehalte gegen die Idee. Ich bin tatsächlich so überheblich, zu denken, dass all die anderen Patienten dort bekloppt sind und ich nicht. Ich will nicht zu diesen lebensunfähigen, bemitleidenswerten Leuten gehören, die in Kliniken gehen. Wow, das hört sich genauso böse an wie ich es empfinde.
Aber natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass ich dort lernen könnte, nicht mehr fressen zu wollen. Denn Fakt ist: Ich will nicht für immer aufhören, Süßes in mich reinzustopfen. Ich will (und es ist mir gleichzeitig völlig klar, was für ein totaler Schwachsinn das ist) weiterfressen aber keine negativen Auswirkungen davon zu spüren bekommen. Das ist, was alle noch nicht genesenen Ess-Süchtigen wollen. Also, wie es die Amerikaner so schön sagen: Back to square one.
... link (0 Kommentare) ... comment
Freitag, 4. Dezember 2009
Rück- oder Fortschritt?
missinterpret, 17:36h
Lange habe ich mich nicht mehr zum Schreiben hingesetzt, fünf Monate um genau zu sein. Bin ich in der Zwischenzeit genesen? Nein. Nehme ich Hilfe an? Nein. Ist überhaupt etwas vorwärts gegangen? Ich bin mir nicht sicher.
Ich habe im Sommer meine Inventur fertig geschrieben und sie, dem OA-Programm folgend, jemandem anvertraut von dem ich weiß, ich kann mich auf sie verlassen. Es war gut, meine Knackpunkte zu erkennen und besser zu verstehen, warum ich manche Dinge tue. Es war auch gut, zu merken, dass ich auch wenn ich mich in meiner Gesamtheit jemandem offenbare immer noch geschätzt und gemocht werde. Es war also gut, diese Inventur zu schreiben und der Erkenntnisse wegen kann man es als Fortschritt betrachten.
Dann jedoch habe ich mehr oder weniger aufgehört, im Programm weiter zu arbeiten. Das Konzept sieht vor, jeden Tag etwas dafür zu tun, nicht in die Sucht abzurutschen: Ein anderes OA-Mitglied anrufen (oder mehrere), in der programmeigenen Literatur lesen, die eigenen Gedanken und Gefühle zu Papier bringen um sich in Ruhe zu überlegen, was man mit ihnen anfangen will. Außerdem ist es sinnig, über den Tag verteilt häufiger Rücksprache mit der höheren Macht zu halten um nicht reflexartig einfach jeder Herausforderung mit Süßigkeiten zu begegnen. All das habe ich getan, aber immer nur als Notfallmaßnahme wenn ich bereits abgerutscht war und nicht auf einer regelmäßigen (geschweige denn täglichen) Basis. Ganz offensichtlich sehe ich nicht die Notwendigkeit, einer Arbeit die mir Genesung verschaffen kann sonderlich viel Zeit zu widmen. Überhaupt mangelt es mir an der Bereitschaft, ernsthaft die 12 Schritte abzuarbeiten. Das Grundlagenbuch der anonymen Alkoholiker (auf dessen Basis die anonymen Ess-Süchtigen arbeiten) spricht immer wieder davon, dass man bereit sein muss "alles Erdenkliche zu tun, um zu genesen" und dass man bei Leuten, denen dieser absolute Wille zum Umdenken fehlt seine Zeit verschwendet. Als so ein Fall fühle ich mich.
Natürlich, die Ess-Sucht ist mir lästig, ich würde gern ohne sie leben. Aber dass ich deshalb bereit wäre, mein Leben umzukrempeln? Ach, woher. Ich will gern weiter den Ton angeben und die dinge tun, wie ich sie für richtig halte. Trotz der Tatsache, dass mich exakt diese Lebensführung zur Sucht geführt hat und dass sie mich psychisch und körperlich stark in Mitleidenschaft zieht, glaube ich noch immer, dass ich selbst am Besten weiß, was gut für mich ist. Und ich frage mich noch, ob ich wirklich nen Hau habe... Es scheint, dass ich tatsächlich noch nicht an dem persönlichen Tiefpunkt angekommen bin dessen Erreichen bewirkt, dass ich keinen anderen Ausweg mehr sehe als das Programm in seiner Gänze anzunehmen. So wie die Dinge momentan laufen, steuere ich aber schnellen Schrittes darauf zu:
Ich bin nicht in der Lage, mich allein zu anstehenden Arbeiten aufzuraffen und schiebe die Fertigstellung einer Hausarbeit auf, die ich einreichen muss um an meinen letzten im Studium benötigten Schein zu kommen. Ich lerne ebensowenig für meine Mitte März stattfindenden Diplomprüfungen und lasse auch Arbeiten im Haushalt liegen. Stattdessen versuche ich, nicht an all die Dinge zu denken die eigentlich anstünden und sehe 8 Stunden lang fern. Ich fresse. Ich habe Ganzkörper-Juckreiz, mir fallen die Haare aus und bin ständig müde. Alarmsignale, ganz sicher. Und doch kann ich mich auch unter Aufbietung größtmöglicher Selbstdisziplin nur dazu bringen, mal die Wäsche aufzuhängen. Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr lange dauern kann bis gar nichts mehr geht und ich hoffe sehnlichst, dass ich, wenn es soweit ist, noch die Möglichkeit haben werde, hinter mir aufzuräumen. Es ist ein schreckliches Abwarten und Teetrinken aber wenn ich mich zwingen könnte, wirklich genesen zu wollen (mit all den Konsequenzen), dann hätte ich es längst getan.
Klingt alles sehr schrecklich, ich weiß. Ist es auch. Nichtsdestotrotz gibt es auch Fortschritt zu vermelden. Das OA-Programm ist ganzheitlich und kümmert sich nicht nur um die jeweilige Sucht sondern leitet einen an, sein Leben insgesamt anders anzugehen. Ich sperre mich ja, wie oben beschrieben, noch immer (nach beinahe 2 Jahren in OA) dagegen, es wirklich zuzulassen aber ganz unberührt geblieben bin ich trotzdem nicht. Ich bin aufmerksamer gegenüber mir selbst geworden und bemerke, wenn ich egoistisch oder kindlich auf etwas reagiere. Ich schaue mir Kritik mittlerweile wenigstens genau an bevor ich sie (vielleicht) von mir weise. Ich bin offener gegenüber spirituellen Themen und lehne nicht mehr aus Prinzip alles und jeden ab, das/der irgendwie mit Religion zu tun hat. Ich habe allgemein Akzeptanz gegenüber Andersartigkeit gelernt und bremse mich, wenn ich wieder alles nach meinem Kopf haben will. Ich bin eher bereit, Fehler zuzugeben oder einfach mal zu sagen, dass ich etwas nicht kann. Wenn eine Entscheidung ansteht, denke ich eher auch daran, was das für andere bedeuten könnte. Auf Fragen die mich und meine Krankheit betreffen antworte ich ehrlich oder so, dass ich niemanden damit belaste der nicht damit umgehen kann. Es hat sich also etwas getan.
Bis sich das lang Ersehnte tut werde ich nun versuchen, jeden Tag so gut und schadensfrei wie möglich hinter mich zu bringen, immer nur für heute. Ich wünsche Dir und mir gute 24 Stunden.
MissInterpret
Ich habe im Sommer meine Inventur fertig geschrieben und sie, dem OA-Programm folgend, jemandem anvertraut von dem ich weiß, ich kann mich auf sie verlassen. Es war gut, meine Knackpunkte zu erkennen und besser zu verstehen, warum ich manche Dinge tue. Es war auch gut, zu merken, dass ich auch wenn ich mich in meiner Gesamtheit jemandem offenbare immer noch geschätzt und gemocht werde. Es war also gut, diese Inventur zu schreiben und der Erkenntnisse wegen kann man es als Fortschritt betrachten.
Dann jedoch habe ich mehr oder weniger aufgehört, im Programm weiter zu arbeiten. Das Konzept sieht vor, jeden Tag etwas dafür zu tun, nicht in die Sucht abzurutschen: Ein anderes OA-Mitglied anrufen (oder mehrere), in der programmeigenen Literatur lesen, die eigenen Gedanken und Gefühle zu Papier bringen um sich in Ruhe zu überlegen, was man mit ihnen anfangen will. Außerdem ist es sinnig, über den Tag verteilt häufiger Rücksprache mit der höheren Macht zu halten um nicht reflexartig einfach jeder Herausforderung mit Süßigkeiten zu begegnen. All das habe ich getan, aber immer nur als Notfallmaßnahme wenn ich bereits abgerutscht war und nicht auf einer regelmäßigen (geschweige denn täglichen) Basis. Ganz offensichtlich sehe ich nicht die Notwendigkeit, einer Arbeit die mir Genesung verschaffen kann sonderlich viel Zeit zu widmen. Überhaupt mangelt es mir an der Bereitschaft, ernsthaft die 12 Schritte abzuarbeiten. Das Grundlagenbuch der anonymen Alkoholiker (auf dessen Basis die anonymen Ess-Süchtigen arbeiten) spricht immer wieder davon, dass man bereit sein muss "alles Erdenkliche zu tun, um zu genesen" und dass man bei Leuten, denen dieser absolute Wille zum Umdenken fehlt seine Zeit verschwendet. Als so ein Fall fühle ich mich.
Natürlich, die Ess-Sucht ist mir lästig, ich würde gern ohne sie leben. Aber dass ich deshalb bereit wäre, mein Leben umzukrempeln? Ach, woher. Ich will gern weiter den Ton angeben und die dinge tun, wie ich sie für richtig halte. Trotz der Tatsache, dass mich exakt diese Lebensführung zur Sucht geführt hat und dass sie mich psychisch und körperlich stark in Mitleidenschaft zieht, glaube ich noch immer, dass ich selbst am Besten weiß, was gut für mich ist. Und ich frage mich noch, ob ich wirklich nen Hau habe... Es scheint, dass ich tatsächlich noch nicht an dem persönlichen Tiefpunkt angekommen bin dessen Erreichen bewirkt, dass ich keinen anderen Ausweg mehr sehe als das Programm in seiner Gänze anzunehmen. So wie die Dinge momentan laufen, steuere ich aber schnellen Schrittes darauf zu:
Ich bin nicht in der Lage, mich allein zu anstehenden Arbeiten aufzuraffen und schiebe die Fertigstellung einer Hausarbeit auf, die ich einreichen muss um an meinen letzten im Studium benötigten Schein zu kommen. Ich lerne ebensowenig für meine Mitte März stattfindenden Diplomprüfungen und lasse auch Arbeiten im Haushalt liegen. Stattdessen versuche ich, nicht an all die Dinge zu denken die eigentlich anstünden und sehe 8 Stunden lang fern. Ich fresse. Ich habe Ganzkörper-Juckreiz, mir fallen die Haare aus und bin ständig müde. Alarmsignale, ganz sicher. Und doch kann ich mich auch unter Aufbietung größtmöglicher Selbstdisziplin nur dazu bringen, mal die Wäsche aufzuhängen. Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr lange dauern kann bis gar nichts mehr geht und ich hoffe sehnlichst, dass ich, wenn es soweit ist, noch die Möglichkeit haben werde, hinter mir aufzuräumen. Es ist ein schreckliches Abwarten und Teetrinken aber wenn ich mich zwingen könnte, wirklich genesen zu wollen (mit all den Konsequenzen), dann hätte ich es längst getan.
Klingt alles sehr schrecklich, ich weiß. Ist es auch. Nichtsdestotrotz gibt es auch Fortschritt zu vermelden. Das OA-Programm ist ganzheitlich und kümmert sich nicht nur um die jeweilige Sucht sondern leitet einen an, sein Leben insgesamt anders anzugehen. Ich sperre mich ja, wie oben beschrieben, noch immer (nach beinahe 2 Jahren in OA) dagegen, es wirklich zuzulassen aber ganz unberührt geblieben bin ich trotzdem nicht. Ich bin aufmerksamer gegenüber mir selbst geworden und bemerke, wenn ich egoistisch oder kindlich auf etwas reagiere. Ich schaue mir Kritik mittlerweile wenigstens genau an bevor ich sie (vielleicht) von mir weise. Ich bin offener gegenüber spirituellen Themen und lehne nicht mehr aus Prinzip alles und jeden ab, das/der irgendwie mit Religion zu tun hat. Ich habe allgemein Akzeptanz gegenüber Andersartigkeit gelernt und bremse mich, wenn ich wieder alles nach meinem Kopf haben will. Ich bin eher bereit, Fehler zuzugeben oder einfach mal zu sagen, dass ich etwas nicht kann. Wenn eine Entscheidung ansteht, denke ich eher auch daran, was das für andere bedeuten könnte. Auf Fragen die mich und meine Krankheit betreffen antworte ich ehrlich oder so, dass ich niemanden damit belaste der nicht damit umgehen kann. Es hat sich also etwas getan.
Bis sich das lang Ersehnte tut werde ich nun versuchen, jeden Tag so gut und schadensfrei wie möglich hinter mich zu bringen, immer nur für heute. Ich wünsche Dir und mir gute 24 Stunden.
MissInterpret
... link (0 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 9. Juli 2009
Wandeln auf alten Pfaden
missinterpret, 13:13h
Hurra, da bin ich wieder und hurra, ich bin wieder beim Thema: Wieso verdammt fällt es mir so schwer, wirklich die Kontrolle abzugeben?
Ich habe da eine höhere Macht, von der ich weiß, dass sie mir nur Gutes will und ich weiß, wie verloren ich allein bin. Und doch ignoriere ich sie. Und versuche, mich allein zu kontrollieren. Und scheitere. Wie oft werde ich diese Erfahrung noch machen müssen bis ich endlich einsehe, dass ich Hilfe annehmen (und vor allem erst einmal darum bitten) muss? Ich scheine in einer kleinen Ecke meines Herzens oder meines Verstandes noch immer zu glauben, dass ich mein bester Ratgeber bin und dass ich niemanden brauche. Ironisch, denn ich sehe, wie ich wieder abgleite ins Essen ohne eine Führung der ich mich anvertrauen kann. Meine Sucht ist stark und wenn ich nicht aufpasse, lacht sie sich ganz schnell wieder ins Fäustchen.
Was tue ich also? Das Programm von Overeaters Anonymous empfiehlt, den Weg für die höhere Macht freizuschaufeln, indem man Inventur schreibt. Das Schreiben soll die Erkenntnis bringen, wo die eigenen Blockaden, Ängste und Wutgefühle liegen, die einen von der Genesung abhalten. Ich glaube, dass das funktioneren kann (mein OA-Meeting hat gleich ein Dutzend lebendige Beispiele dafür, dass es funktioniert). Trotzdem drücke ich mich einmal mehr vor der Arbeit. Ich habe manchmal die Befürchtung, dass ich gefühlsmäßig eigentlich noch nicht viel weiter bin als im März. Ich habe einige Erkenntnisse über mich gewonnen in den wenigen Stunden, in denen ich tatsächlich Inventur gemacht habe und weiß deshalb zum Beispiel, dass ich unglaublich stark nach Anerkennung giere. Ich will viel mehr gemocht und bewundert werden als ich mir das je eingestanden habe und frage mich, woher das kommt. Ich weiß, ich bin recht attraktiv, ich habe Witz und Charme und Köpfchen. Habe ich das nur, damit alle mich mögen? ich bin wirklich erstaunt darüber, wie sehr ich danach strebe, wohlgelitten zu sein. Und das, obwohl ich immer sehr viel Rückhalt von meinen Eltern hatte, die mir immer gesagt haben, wie toll ich bin. Vielleicht möchte ich das mein ganzes Leben lang, weil ich es so gewohnt bin... Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, wie sehr mich diese Motivation treibt und wie sehr sie mir auch schadet wenn ich das Gefühl habe, nicht die beste Freundin/vertrauenswürdigste Person/schlauste Ratgeberin/erfolgreichste Studentin/liebenswerteste Partnerin zu sein. Chrsitina Aguilera hat mal in "Beautiful" gesungen: "I am beautiful, in every single way. Words can bring me down." Genauso fühle ich mich. Toll, bis irgendein dahergelaufener Idiot mir vermittelt, dass er mich, meinen Körper oder meine Leistungen nicht schätzt. Sehr aufreibende Art, sich wohlfühlen zu wollen.
Ich muss weiter an meiner Inventur schreiben, um noch mehr solche Motive zu finden und sie irgendwann loslassen zu können. Und ich muss mir dabei Hilfe holen. Nicht rumheulen, machen.
In diesem Sinne, ich muss los.
MissInterpret
Ich habe da eine höhere Macht, von der ich weiß, dass sie mir nur Gutes will und ich weiß, wie verloren ich allein bin. Und doch ignoriere ich sie. Und versuche, mich allein zu kontrollieren. Und scheitere. Wie oft werde ich diese Erfahrung noch machen müssen bis ich endlich einsehe, dass ich Hilfe annehmen (und vor allem erst einmal darum bitten) muss? Ich scheine in einer kleinen Ecke meines Herzens oder meines Verstandes noch immer zu glauben, dass ich mein bester Ratgeber bin und dass ich niemanden brauche. Ironisch, denn ich sehe, wie ich wieder abgleite ins Essen ohne eine Führung der ich mich anvertrauen kann. Meine Sucht ist stark und wenn ich nicht aufpasse, lacht sie sich ganz schnell wieder ins Fäustchen.
Was tue ich also? Das Programm von Overeaters Anonymous empfiehlt, den Weg für die höhere Macht freizuschaufeln, indem man Inventur schreibt. Das Schreiben soll die Erkenntnis bringen, wo die eigenen Blockaden, Ängste und Wutgefühle liegen, die einen von der Genesung abhalten. Ich glaube, dass das funktioneren kann (mein OA-Meeting hat gleich ein Dutzend lebendige Beispiele dafür, dass es funktioniert). Trotzdem drücke ich mich einmal mehr vor der Arbeit. Ich habe manchmal die Befürchtung, dass ich gefühlsmäßig eigentlich noch nicht viel weiter bin als im März. Ich habe einige Erkenntnisse über mich gewonnen in den wenigen Stunden, in denen ich tatsächlich Inventur gemacht habe und weiß deshalb zum Beispiel, dass ich unglaublich stark nach Anerkennung giere. Ich will viel mehr gemocht und bewundert werden als ich mir das je eingestanden habe und frage mich, woher das kommt. Ich weiß, ich bin recht attraktiv, ich habe Witz und Charme und Köpfchen. Habe ich das nur, damit alle mich mögen? ich bin wirklich erstaunt darüber, wie sehr ich danach strebe, wohlgelitten zu sein. Und das, obwohl ich immer sehr viel Rückhalt von meinen Eltern hatte, die mir immer gesagt haben, wie toll ich bin. Vielleicht möchte ich das mein ganzes Leben lang, weil ich es so gewohnt bin... Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, wie sehr mich diese Motivation treibt und wie sehr sie mir auch schadet wenn ich das Gefühl habe, nicht die beste Freundin/vertrauenswürdigste Person/schlauste Ratgeberin/erfolgreichste Studentin/liebenswerteste Partnerin zu sein. Chrsitina Aguilera hat mal in "Beautiful" gesungen: "I am beautiful, in every single way. Words can bring me down." Genauso fühle ich mich. Toll, bis irgendein dahergelaufener Idiot mir vermittelt, dass er mich, meinen Körper oder meine Leistungen nicht schätzt. Sehr aufreibende Art, sich wohlfühlen zu wollen.
Ich muss weiter an meiner Inventur schreiben, um noch mehr solche Motive zu finden und sie irgendwann loslassen zu können. Und ich muss mir dabei Hilfe holen. Nicht rumheulen, machen.
In diesem Sinne, ich muss los.
MissInterpret
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories